Erklärung ist wichtig








Parietale Osteopathie.

Was will sie? Sie befasst sich mit den Gelenken, Muskeln, Faszien des Körpers. Gut, versuchen wir, einen Teil daraus zu verstehen, einen Teil, der selbst bei oberflächlichem Betrachten, was hier allein möglich, zeigt, dass Schädel und Wirbelsäule als Einheit agieren. Wichtig ist zu sehen, dass über bestimmte Muskelstränge eine einheitliche, tastbare Verbindung vom Fuß über das Becken bis in den Schädelbereich existiert.


Falls Sie müde sind, brechen Sie das Lesen hier ab, oder springen Sie in das folgende Kapitel über die cranio-sakrale Osteopathie.
Sie haben das Grundprinzip der parietalen Osteopathie ja verstanden.


Falls Sie aber weiter lesen möchten, hier steht es:

Die Funktionsweise der Gelenke der Wirbelsäule werden im Moment nicht angesprochen, auch nicht die Funktionsweise der Bandscheiben und ihre Neigung zum Vorfall, nicht die Faszien werden im Moment in den Mittelpunkt gerückt, obwohl wir ein Sack von Faszien sind, Bindegewebshüllen, die Organe, Muskeln, Nervenbereiche, Blutleitungen umhüllen, Schichten weise von außen nach innen, um die Beweglichkeit, die Gleitfähigkeit der Strukturen des Systems zu erhalten.

Ihre Aufmerksamkeit könnte sich, wenn Sie möchten, einen Moment auf die Rückenmuskeln richten, nicht die oberflächlichen, die der Versorgung der oberen Gliedmaßen dienen, nicht die mittleren, die für die Atmung wichtig, sondern die tiefen, autochthonen, die Schädelbasis mit Kreuzbein und Darmbein verbinden und alle dazwischen liegenden Wirbel, 29 von den 32 oder 34 Wirbeln. Was heißt eigentlich autochthon? Eingesessen, eingesessener Bürger einer Stadt, eingesessene Muskeln! Durch die Entwicklungszeit des Embryos sind sie auf der dorsalen Seite des Rückenmarks gewachsen, von den dorsalen (oder hinteren) Zweigen der Nervus Spinales sind sie innerviert. Sie sind nicht zugewandert, zugewachsen aus ventralen Bereichen.

Die Quelle der Kenntnis ist der
dtv- Atlas der Anatomie, Band 1,
Der Bewegungsapparat (Deutscher Taschenbuch Verlag, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1975, 1984
Lesen Sie dort noch einmal nach bei viel Zeit.


Die tiefen Rückenmuskeln teilen sich in zwei Abteilungen, den lateralen und den medialen Trakt.
Der laterale Trakt läuft über weiter auseinander liegende Wirbelbereiche.
Die medial liegenden Muskeln, gerade oder schräg verlaufende Muskeln, verbinden näher zusammen liegende Wirbelbereiche

Halten Sie einen Moment inne, stellen Sie sich die Kette der Wirbel vor, jeder hat seinen Wirbelkörper, 2 Seiten Auswüchse (transversale Prozessoren) und dorsal einen Dornfortsatz (prozessus spinosus).
Das Ganze sieht merkwürdig harmlos aus, umschließt den Rückenmarkskanal, ruft vielleicht zur Frage auf, warum sind sie so gewachsen, die Wirbel?

Beim näheren Hinschauen zeigt sich, dass genau diese Wirbelstrukturen ein raffiniertes Spiel ermöglichen, Muskelstränge entlang der Wirbelsäule zu führen, sie gut zu verankern, dass sie sich nicht verheddern:

Der lange Seitenmuskel, der Aufrichter, erector spinae, läuft vom Becken über den Brustkorb zum Schädel mit seinen Abschnitten, von caudal nach cranial, entweder intertransversal, von Querfortsatz zu Querfortsatz, immer ein Segment höher oder spinotransversal von Dornfortsatz zu Querfortsätzen.


Der mediale Trakt, der über kürzere Strecken der Wirbelsäule für Grad-oder Schrägstellung im Rückenbereich verantwortlich, nutzt die Verbindung von Dornfortsatz zu Dornfortsatz, dem nächst höheren, den interspinalen Weg.
Es kann auch ein Segment übersprungen werden, von Querfortsatz zu Dornfortsatz, der transversospinale Weg.

Um es komplizierter zu machen, benachbarte Wirbel werden verbunden, man spricht von m. interspinalis, werden mehrere verbunden, dann reden die Anatomen vom M. spinalis.
Vergessen Sie es nach einer Weile, aber benutzen Sie die Kenntnis der Bezeichnungen kurz weiter:

Zu den Muskeln, die zum lateralen Trakt gehören, zählen intertransversale und spinotransversale Muskeln.

1. intertransversale Muskeln (laufen von Querfortsatz zu Querfortsatz)
:

der M. ilicostalis hat lumbale, thorakale und cervikale Abschnitte,
den M. iliocostalis lumborum, er reicht vom Sacrum, dem Labium externum cristae iliacae am Darmbein und der Faszia thoracolumbalis bis zu den Processus costales der oberen Lendenwirbel und den unteren 6-9 Rippen.
Der nächste Abschnitt, der M. iliocostalis thoracis reicht zu den oberen 6 Rippen,
der letzte Abschnitt des M. iliocostalis cervicis läuft bis zu den 6.- 4. Halswirbeln, setzt da an.

Der M. longissimus gliedert sich in den M. longissimus thoracis, den cervicis und den longissimus capitis.
Der M. longissimus thoracis entspringt vom Os sacrum, den Dornfortsätzen der Lendenwirbel, den Querfortsätzen der unteren Brustwirbel, reicht bis zur 1. oder 2. Rippe.
Der M. longissimus cervicis hat seinen Ursprung an den Querfortsätzen der 6 oberen Brustwirbel und reicht bis zu den Tubercula posteriora der Querfortsätze des 2. bis 6. Halswirbels.
Der Longissimus capitis entspringt an den Processus transversi der 3, 4 oberen Brust und 3, 4 unteren Halswirbel und setzt am Processus mastoideus, dem Warzenbein des Os temporale, des Schläfenbeins an.

Es wird wiederholt: Wichtig ist zu sehen, dass über diese Muskelstränge eine einheitliche tastbare Verbindung vom Becken bis in den Schädelbereich existiert.


2. Spinotransversale ( Run aufwärts von Dornfortsatz zu Querfortsatz) Muskeln des lateralen Trakt sind
der M. splenius cervicis, er entspringt an den Dornfortsätzen des 3. – 5. Brustwirbels und setzt an den Querfortsätzen vom 1., 2. Halswirbel an,
der M. splenius capitis, er entspringt an den Dornfortsätzen der oberen Brustwirbel und unteren Halswirbel, endet im Processus mastoideus, dem knöchernen Warzenforstsatz des Os temporale.

Die Wirkungen aller dieser Muskeln ergänzen sich, sind für die Aufrichtung des Körpers wichtig, sind so genannte Strecker, wenn beidseitig innerviert, Beuger zur Seite, wenn nur eine Seite aktiviert wird.


Der mediale Trakt des autochthonen Muskelapparates hat segmental angelegte Anteile, die grade oder schräg verlaufen, interspinale und intertransversale und spinale Muskeln.
Wahrscheinlich haben Sie vergessen, welche Ausgänge damit gemeint an den Wirbeln, macht nichts, einen Eindruck, wie die Verankerungen laufen, behalten Sie.

Es wird an dieser Stelle nicht näher auf die Gesamtheit der medialen Muskelgruppe eingegangen.
Aufmerksamkeit gewähren Sie bitte Muskeln dieser medialen Gruppe, die zum so genannten Schrägsystem gehören, dem M. multifidus und dem M. semispinalis.

Der multifidus besteht aus kleinen Muskelbündeln, läuft vom Os sacrum bis zum 2. Halswirbel, ist am kräftigsten im Lendenbereich ausgebildet.
Er setzt zwischen der Linea nuchea superior und inferior, den queren Knochenleisten am Hinterhauptsbein an.


Der M. semispinalis ist dem Multifidus aufgelagert (das "semi" meint halb zum Dornfortsatz gehörend. Wir belasten uns frech jetzt nicht näher mit der genauen Beschreibung, warten, bis wir den Muskel einmal offen vor uns liegen sehen!).
Der M. semispinalis ist ein sehr kräftiger Nackenmuskel, er hat einen Brust-, Hals-, Kopfteil. Die einzelnen Muskelbündel überspringen mehrere Wirbel. Die Fasern, die zum Brust- und Halsteil gehören, entspringen an den Querfortsätzen aller Brustwirbel.
Der M. semispinalis capitis entspringt von den Querfortsätzen der oberen Brustfortsätze und den Gelenkfortsätzen der 5 unteren Halswirbel. Er setzt zwischen der Linea nuchea superior und Linea nuchea inferior an, (nuchea, seltsam fremdes Wort, nucha heißt mittellat. Nacken, in der Nackengegend liegt die Knochenleiste).

Ein Kapitel für sich sind die kurzen Nackenmuskeln, die ebenfalls zur autochthonen Rückenmuskulatur gehören. Sie werden hier nur kurz erwähnt.
Sie entspringen dem 1. oder 2. Halswirbel, dem Atlas oder dem Axis und verankern die Halswirbel mit dem Schädel, mit der Linea nuchea oder dem Os occipitale.

Sie machen Bewegungen der Kopfgelenke möglich. Bei beidseitiger Innervation neigen die graden und die schrägen Muskeln den Kopf nach hinten. Bei einseitiger Innervation lässt sich der Kopf zur Seite beugen durch den
m. obliquus capitis superior. Durch das Mitspiel weiterer Muskeln wird die seitwärts Drehung des Kopfes möglich.

Irgendwie halten Kopf und Rücken zusammen, weiß jeder, das Wie des Zusammenhangs darf im Dunklen liegen, so lange das Strecken des Rückens, die Balance zwischen Kopf und Becken reibungslos funktionieren.
Sobald Störungen auftreten, ist der Therapeut gefragt, er hat ein klares Verständnis vom Verlauf der Muskeln, theoretisch und in seinen Händen, die den Muskelverlauf tasten in der ganzen Ausdehnung.

Der Osteopath weiß auch genau um die weitere Absicherung der autochthonen Rückenmuskulatur durch das schützende Bindegewebe einer bestimmten Faszie, der Faszie thoracolumbalis.

Das Bindegwebe der
fascia thoracolumbalis bedeckt die autochthone Rückenmuskulatur im Brust und Lendenbereich.
Das oberflächliche Blatt ist an der Crista iliaca (dem Kamm, der Leiste) des Darmbeins und an den Processus spinosi, den Dornfortsätzen der Wirbel befestigt und bedeckt den Musculus erector spinae von dorsal.
Die fascia thoracolumbalis ist im Sakralbereich fest mit der Sehne des M. erector spinae verbunden, verdünnt sich kopfwärts, geht schließlich in die Fascia nuchae über.

Das tiefe Blatt ist an der Crista iliaca, den Lendenwirbelkörpern und den Processus costales der Lendenwirbel, den unteren Rippen, befestigt und umschließt den musculus erector spinae von ventraler Seite.
(Die Processus costales sind etwas Merkwürdiges? Es sind Querfortsätze der Lendenwirbel, entsprechen rudimentären Rippen.)

Die thoracolumbale Faszie betont schützend die Einheit des Muskelbereiches entlang des Rückens.
Sie ist der fibröse Anteil des osteo-fibrösen Kanals der knöchern von Wirbelbögen.

Es scheint festzustehen, dass Verspannungen der Rückenmuskulatur sich auf die thoracolumbale Faszie auswirken, umgekehrt Verspannungen dieser Faszie auf die Rückenmuskulatur störend wirken können.

Struktur und Funktion der Faszien sind oft noch wenig beachtet, auch hier in meiner Homepage noch viel zu wenig.
Diese Frage wird in dieser Homepage zu späterem Zeitpunkt aufgegriffen.
Auch eine Homepage ist ein lebendig wachsendes System! Haben Sie also etwas Gebuld bitte.



Muskelbehandlung und gleichzeitiger Einfluss auf die Blutbewegung?! Ist das möglich?

Die Hände des Therapeuten, die die autochthonen Rückenmuskeln behandeln, beeinflussen tatsächlich fast gleichzeitig auch Zuleitungen der Blutversorgung mit.
Dorsolaterale, parietale Äste der Aorta werden durch die Behandlung mitgefördert. Der freie Blutfluss wird unterstützt in der Behandlung.
Man kann sich an die Arterien heranschauen im Nacken:
Drei der Nackenmuskeln bilden seitlich das berühmte Trigonum arteria vertebralis.
Räumte man neugierig alle Muskeln aus diesem Dreieck beiseite, fände man einen Ast der Arteria vertebralis, der die Muskeln im Halsbereich mit Blut versorgt.

Das ist äußerst oberflächlich beschrieben, soll Sie lediglich darauf hinweisen, dass die Hände des Therapeuten, der die autochthonen Rückenmuskeln behandelt, die Nackenmuskeln manipuliert,
dabei auch die Blutgefäße behandelt, sodass wohl mit der Entspannung der Muskeln auch der Blutfluss der Arterie flüssiger wird.


Große Frage: Erreicht die Behandlung der Rückenmuskulatur durch den Therapeuten das autonome Nervensystem, besonders den Sympathicus,
dessen Neurone im thorakalen und lumbalen Seitenhorn des Rückenmarks liegen,
die ihre Axone zu Grenzsträngen laufen lassen, die zu beiden Seiten der Wirbelsäule liegen vor den Processus transversi?

Hinweis auf eine Antwort: Ja, verschiedene Nervenzweige, die die Rückenmuskulatur versorgen, nehmen in ihrem Verlauf vegetative Fasern des Grenzstranges mit, so dass auf diesem Weg die Rückenmuskeln Impulse des Sympathikus mitbekommen.

Die Kette dieser Ganglien, untereinander verbunden durch interganglionäre Nervenäste, ist in der Gesamtheit NICHT direkt vom parietalen Osteopathen erreichbar, das Ganglion stellatum, für Lunge und Herz verantwortlich, trifft der Osteopath in der Behandlung am ehesten direkt. Der Sympathicus, der ständig die Wachheit des menschlichen Systems im Auge hat, der den best möglichen Ausgleich des Systems mit dem Umfeld sucht, aber in Überwachheit, der Vater des Stress ist, wird durch die Behandlung des Therapeuten, wenn es gut läuft, der Patient mitarbeitet, vor übertriebener Hab-Acht-Reaktionen bewahrt.



Weitere Frage:

Sind Ligamente (Bänder) der Wirbelsäule mit einbezogen in die Behandlung der autochthonen Rückenmuskulatur?

Auf jeden Fall das hintere Längsband, das am Körper des Axis, des 2. Halswirbels, beginnt, als Fortsetzung der Membrana tectoria, die am Clivus als Band erscheinend, absteigt als Ligamentum longitudinale posterius.
Der Clivus? Was ist das? Der Clivus ist ein zentraler knöcherner Bestandteil an der Schädelbasis, er erstreckt sich vom Foramen magnum aufwärts zum Dorsum sellae, endet mit den Processus clinoidei posteriores.
Damit wird sichtbar für die Sekunde des Lesens: das hintere Längsband der Wirbelsäule ist im Zentrum der knöchernen Schädelbasis verankert.
Dieses Ligament verläuft bis ins Os sacrum, das Kreuzbein. Es ist nicht mit den Wirbelkörpern in fester Verbindung sondern nur mit den oberen und unteren Rändern. Es besteht dadurch ein Spaltraum für die aus den Wirbeln austretenden Gefäße. Mit den Zwischenwirbelscheiben ist das hintere Ligament in fester Verbindung, sichert deren Halt, besonders im Brust und Lendenbereich durch breitere Gewebsplatten.

Das vordere Längsband beginnt am Os occipitale, zieht abwärts bis zum Kreuzbein
, ist mit den Wirbelkörpern fest verbunden, nicht mit den Zwischenwirbelscheiben.
Die Beweglichkeit fördernde Hand des Therapeuten wird auch diese Bereiche indirekt mit fördern.

Sehen Sie, die Wirbelsäule kann gar nicht anders als ganzheitlich behandelt werden, existiert aus der Einheit mit dem Schädel.

Hinteres und vorderes Längsband der Wirbelsäule unterstreichen, wenn man den Ursprung und Endpunkt der Ligamente betrachtet, den Kontakt, besser die Einheit von Schädel und Wirbelsäule.
Man kann annehmen, kompetente Behandlung an irgendeiner Stelle der Ligamente wird diese durchlaufen bis in die Anfangs-und Endpunkte, sie in ihrem Zusammenhang beweglicher machen,
übergreifen in die Bereiche des Os sacrum, des Kreuzbeins und des Clivus in der knöchernen Schädelbasis.

Genau besehen behandelt die parietale Osteopathie Muskeln, die das ganze Skelett umspannen.
Ausschließlich Teilbereiche zu behandeln, wäre Pfuscherei.
Eigentlich ist der parietale Osteopath zugleich cranio-sakraler und viszeraler Osteopath.
Was hat es mit der cranio-sakralen Osteopathie auf sich? Wenn Sie möchten, lesen Sie bitte weiter Beim folgenden Link
Cranio-sakrale Osteopathie und auch über die Viszerale Osteopathie


(Zur Art der Behandlung im parietalen Bereich, zu Arbeitsmodellen und Techniken sehen Sie bitte bei Interesse die einführenden Bemerkungen weiter unten am Ende des Kapitels über die viszerale Osteopathie.
Diese Methoden und Techniken gelten für alle Osteopathie Formen.)